Das Heilige und das Profane

Glück und Leid liegen im Schach bekanntlich mitunter sehr nahe beieinander. Während in der 5. Runde Großmeister Viktor Lasznicka zu den großen Gewinnern des Spieltages gehörte, und insbesondere von den Ergebnissen der weiteren Bretter profitierte, kehrte sich dies in 6. Runde um.

Doch zunächst der Reihe. Der bisher so furiose Turnierlauf des Fide-Meisters Jonas Hacker mit vier Siegen zerschellte mit Großmeister Lasznika jäh und abrupt. Nach ungewöhnlicher und interessanter Eröffnungsbehandlung opferte Laznicka zunächst eine Qualität, was ihm aufgrund der gegnerischen Schwächen in der gegnerischen Königsstellung sowie der desorganisierten Positionierung der Figuren seines Kontrahenten starke Kompensation sicherte. Anschließend gruppierte Laznicka geschickt seine Figuren um und nahm diese Schwächen in den Fokus, worauf die Stellung Hackers schnell in sich zusammenbrach. In der Begegnung zwischen Großmeister Vojtech Plat gegen den Internationalen Ruslan Karayan gab es keinen Sieger. Zwar erarbeitete sich der Favorit zwischenzeitlich Vorteile konnte diese jedoch nicht verwerten. Das Turmendspiel zwischen beiden war nicht mehr zu gewinnen. Einen überzeugenden positionell herausgearbeiteten Sieg feierte hingegen Großmeister Milan Pacher gegen den bisher couragiert auftretenden Internationalen Meister Christian Scholz. Mit dem Erfoldinger Fide-Meister Stefan Mooser betrat darüber hinaus ein Spieler das Rampenlicht, der bisher eher im Verborgenen blieb. Im Kampf gegen den gegnerischen Stonewall stellte er die Schwächen der Bauernstellung Birkners gut heraus und gewann mit Leichtigkeit.

In der 6. Runde war es Laznicka, dem das Glück im richtigen Moment zur Seite sprang. Nach dem Einschlag auf h7 wackelte er gegen Großmeister Pacher bedenklich. Gerade noch rechtzeitig gelang es ihm jedoch, einen Gegenangriff zu initieren und das Spiel entscheidend zu vereinfachen, was das Unentschieden bedeutete. Ein leistungsgerechtes Remis ereignete sich auch in der Begegnung zwischen Großmeister Plat und Internationalem Meister Stets. Seine ganze Stärke demonstrierte Stefan Mooser schließlich in der Partie gegen Hacker, dessen bessere Mittelspielstrategie und dessen mutig vorgetragener Angriff in einer Sizilianischen Partie mit einem Sieg belohnt wurden.

Darüber hinaus ereignete sich in der 5. und 6. Runde auch ein paar feine Kombinationen und ein sehenswertes Endspiel, die nicht unerwähnt bleiben sollen. So bestrafte der Spieler Luca Carnot aus Apolda die eigenwillige Eröffnungsbehandlung und den Fehlgriff Antonia Ziegenfuß mit einem konsequent eingeleiteten Mattangriff. Ähnlich erging es auch dem Internationalen Meister Josef Pribyl, der den entscheidenden Schlag versäumte und selbst in den sehenswerten Mattstrudel des Polen Michal Fiedorek geriert. Prof. Dr. Peter Krauseneck, der bisher im Turnier eher glücklos agierte, gelang es nach zähem Ringen, sich entscheidende Vorteile im Springerendspiel zu arbeiten. Ein ungenauer Zug machte diese Arbeit von Stunden jedoch schnell wieder zunichte – remis.

Abschließend noch Tipp: Kirchen zählen zur katholischen Stadt Bamberg hinzu. Wer hier ist, sollte es nicht versäumen, sich den Gewährsmann dieses Turniers näher im Bamberger Dom anzuschauen. Für manche erscheint dieser bei Augenscheinnahme recht klein und unspekakulär zu sein, seine wahre Größe liegt jedoch im Verborgenen. Er ist ein Meisterwerk spätgottischer Steinmetz-Kunst des 13. Jahrhunderts. Und wem danach nicht sein sollte, genieße bei einem Spaziergang einfach das Stadtbild, in dem sich das Ringen eines Jahrtausends niedergeschlagen hat.