Der Läufer in der Hosentasche und die magische Kraft der Frankenhölle.

(pk) Schachspieler sind in der Regel ordentliche Menschen, zumindest was ihr Spielmaterial angeht. Deshalb fehlt auch bei großen Schachturnieren äußerst selten mal ein Spielstein. So war es auch am Donnerstag Morgen bei der 2. Runde des Bamberg Open: Alle 4096 Figuren der 128 Partien standen ordnungsgemäß auf ihren Plätzen, und das Turnier konnte pünktlich beginnen. Anders am Nachmittag als ein Läufer spurlos verschwunden war. Nach kurzer erfolgloser Suche wurde er ersetzt, und die 3. Runde begann ein wenig verzögert, doch die Verwunderung blieb, die sich dann doch erheblich steigerte, als ausgerechnet einer der teilnehmenden Großmeister bekennen musste, dass er im selbstvergessenen nervösen Spiel, was manchem Schachspieler eigen ist, den Läufer schlicht in seine Hosentasche verstaut hatte. Nun ja, man spielt ja in der „Frankenhölle“, der berühmt berüchtigten Heimat der Bamberger Basketballer, die schon viele magische Momente bei ihren Siegeszügen erzeugt haben. Dass der Geist des Ortes aktiv ist, zeigte sich auch zum Schluss der Runde, als die virtuelle Umwandlung eines Bauern in die Dame sich real manifestierte: Bauer weg, – ersetzt durch 2. Dame. Wir werden wohl ein Auge auf den Geist haben müssen. Bestimmt ist er auch schuld an manchem dummen Verlust im Turnier, und man sollte sich gut mit ihm stellen.

Dies ist Topfavoriten GM Igor Khenkin offenbar gelungen, denn er konnte sich noch aus prekärer Lage gegen Altmeister IM Josef Pribyl, der trotz seines hohen Alters noch fleißig Punkte für seinen Prager Verein und den Bamberger SC 1868 sammelt, befreien und gar noch gewinnen. So konnte er auch in der Gruppe der 6 verlustpunktfreien Spieler verbleiben, die am Freitag den oder die Turnierfavoriten ermitteln. Er muss gegen den jungen Hamburger IM Colpe antreten, IM Jakob Pajeken – FM Benedikt Huber und der georgische GM Tornike Sanikidze gegen den türkischen FM Durak Can lauten die übrigen Spitzenpaarungen, Während noch 13 Spieler mit 2,5 Punkten, darunter das Bamberger Spitzenbrett Tobias Kolb, die unmittelbare Verfolgergruppe bilden.

Zunächst findet nach spielfreiem Vormittag aber um 13. 30 Uhr das Blitzturnier um den fränkischen Meistertitel statt, bevor um 17 Uhr die 4. Runde startet.