Gute Aussichten
In der Begegnung am Spitzenbrett zwischen dem Dortmunder Internationalen Meister und Großmeister Vojtech Plat war bereits nach dem 19. Zug in einer Grünfeldindischen Partie die Stellung verflacht und das Remis vereinbart, sodass die Bühne in der 4. Runde anderen gehörte. Gänzlich unbemerkt macht gegenwärtig der Eppinger Fide-Meister Jonas Hacker mit soliden Leistungen von sich Reden, der als einziger Spieler der über 100 Teilnehmer der Gruppe A noch die weiße Weste besitzt. Im Duell mit dem Internationalen Meister Ferenc Langheinrich zeigte er im ungleichfarbigigen Läufer-Endspiel die bessere Figurenbeherrschung, was einen risikolosen Sieg bedeutete. Der rasante Aufstieg des Bindlachers Jürgen Delitzsch wurde abrupt und unsanft gestoppt. Bereits im frühen Stadium der Partie befand sich Delitzsch gegen den Internationalen Meister Dimitry Stets in schwieriger Position: Mit dem Läufer hatte er im Vergleich zum gegnerischen Springer die schlechtere Leichtfigur zur Hand, zudem war seine Königsstellung sehr offen und versperrt. Einmal mehr bewies der Zweitplatzierte vom Untergrombach-Open 2019, dass mit ihm auch in Bamberg als feste Größe zu rechnen ist. Geschickt hielt Stets die Damen auf dem Brett und das Drohpotential aufrecht. In ausgeglichener Stellung gab ein Fehler Delitzschs den Ausschlag, der einen Bauer und die Partie kostete. Ein feines Auge bewies auch dessen Schüler, der Internationale Meister Ruslan Karayan. Nach Figureneinschlag und Kreuzfesselung brach die Stellung des bayerischen U16-Vizemeisters Petro Lohvinov schnell in sich zusammen. Dass Springer wie Fliegen sein können, nämlich sehr lästig, insbesondere, wenn sie einem vor der Geicht herumschwirren, erfuhr der Internationalen Meister Josef Pribyl in der Begegnung mit dem Suhler Axel Berghof sehr anschaulich. Leider hatte Pribyl keine Fliegen- bzw. Springerklatsche zur Hand und musste in die Zugwiederholung einwilligen. In keiner guten Form befindet sich derzeit Justus Schmidt, der gegen den Zwickauer Frank Birkner erst die Figur und dann die Partie einstellte. Seine strukturellen Vorteile konnte hingegen Prof. Dr. Peter Krauseneck in aussichtsreicher Position gegen den Finnen Teemu Miettinnen nicht verwerten. Letzterer zeigte sich stark in der Defensive und hielt das Turmendspiel noch Remis. Einen klar und einfach vorgetragenen Angriffssieg erzielte der Spieler Peter Hökstra aus den Niederlanden gegen Stephan Schliebener. Erst opferte dieser eine Figur, um dann das Spiel entscheidend zu öffnen und kombinatorisch zu glänzen.
Damit führt im Klassement der Fide-Meister Jonas Hacker mit voller Punkteausbeute von 4 Punkten an. Ihm auf der Stelle folgen insgesamt sieben Spieler in Lauerstellung mit 3,5 Zählern. Darunter sind mit den Großmeistern Vojtech Plat, Milan Pacher und Viktor Lasnicka sowie den Internationalen Meistern Christian Scholz, Dimitry Stets und Ruslan Karayan heiß gehandelte Turnierfavoriten. Außenseiterchancen genießt Moritz Weißhäutel.
Abschließend noch ein Tipp: Wer den mühevollen Aufstieg zur Altenburg in 400m Höhe auf sich nimmt, hat den besten Blick auf die Stadt und das Bamberger Umland (bis zum Steigerland und Jura). Für alle anderen, die nicht so weit wollen oder es eiliger haben sollten, reicht auch ein Ausflug in den Rosengarten der Neuen Residenz oder das Kloster Michaelsberg. Eine guten Blick, hat man auch auf dem „Spezi-Keller“ (Spezial-Keller), wo sich Bambergs erste Mannschaft traditionell nach den Mannschaftskämpfen zur Analyse und Einkehr trifft.