Die vierte Etappe – der Jakobsberg

Dass ein Unentschieden eventuell für manchen zu wenig sein könnte, war in der Partie des Internationalen Meisters Keymer gegen Großmeister Kunin anzumerken. In einer langen Zeit von positionellen Erwägungen geprägten Begegnung, entschied sich Keymer dafür – wohl im Gewinnsinne – die Verwicklung zu suchen und die Spannung aufrecht zu halten, musste dann jedoch Einsehen, dass auch dies nichts hilft. Dem drohenden Dauerschach seines Gegenübers konnte er nicht mehr ausweichen – ein leistungsgerechtes Unentschieden und eine durchaus sehenswerte Partie. Recht einseitig verlief hingegen das Spiel des indischen Jugendspielers Thrish gegen Großmeister Danin. Fand sich Thrish zunächst aus der Eröffnung in einer gedrückten Position wieder, verlor dieser zunächst die Qualität und dann vollends den Faden, was zur Aufgabe führte. Von Bauern, die am Rand stehen, heißt es in der Schachlehre, dass diese weniger Wert seien als Bauern im Zentrum – das ist jedoch pure Mathematik und pure Statistik. Das Gegenteil der Fall: Bauer ist Bauer und Haben ist besser als nicht Haben. Das bewies Großmeister Karpatchev gegen den Internationalen Meister Mazur eindrucksvoll. Mit dem recht eigenwilligen und überraschenden 11. Zug Springer schlägt a7 erbeutete aus der Eröffnung einen Bauern den bis ins Doppelturmendspiel hielt und zum Sieg verwertete. Ein kombinatorischen Feuerwerk zelebrierte wieder einmal Großmeister Donchenko gegen Goldbeck. Auch ihm gelang es aus Eröffnung kompensationslos einzuverleiben und jedes Gegenspiel unterbindend „seinen Kasten“ sauber zu halten. Sehenswert und gnadenlos, wie er seinen Königsangriff mit Figurenopfer zum Sieg führte. Zu wenig dürfte das Remis des Großmeisters Chatalbashev gegen Fide-Meister Wagner sein. Zwar stand letzterer nach zunächst ruhiger Partieanlage besser, fand dann jedoch kein Vorankommen mehr. Mit 3 Zählern hat dieser etwas den Anschluss verloren und ist nunmehr zum Verfolgerfeld zu zählen.
Damit gibt er sich für die fünfte Runde, die Frage, ob es den Verfolgern gelingt zum Führenden aufschließen. Die Begegnung zwischen den Großmeistern Kunin und Karpetchev verspricht Spannung, wobei Kunin aufgrund der weiße Steine favorisiert sein sollte. Ähnlich auch die Begegnung zwischen den beiden deutschen Nachwuchshoffungen Donchenko und Keymer, die aufgrund des gestrigen Blitzturniers zusätzlich an Brisanz gewonnen hat. Denkbar knapp setzte Donchenko nach Feinwertung durch.