Spannung bis zum Schluss beim Bamberg-Open

Ein Turnier ist am ehesten mit einer Folge von Etappen zu vergleichen: Erst kommt ein flacher Anstieg, dann eine Reihe steiler Berge unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade und letztlich läuft alles auf ein großes Finale zu. Beim vom 9. bis 13. Mai erstmals im Bistumshaus St. Otto stattfindenden Bamberg-Open, in der als „Siebenhügel-Stadt“ bekannten oberfränkischen Metropole, verstand es Großmeister Vitaly Kunin vom Verein Freibauer Mörlenbach-Birkenau in der Gruppe A am klügsten bei dieser ganz besonderen Bergtour mit seinen Kräften umzugehen. Nur zwei Remis gab er in sieben Runden ab. Darunter gegen den Großmeister Aleksandr Danin und den 13-jährigen Internationalen Meister Vincent Keymer, Deutschlands größte Nachwuchshoffnung. Dabei blieb es jedoch spannend bis zur letzten Runde, in der insgesamt sechs punktgleiche Spieler noch die Chance hatten, den Titel zu erringen, die allesamt aufeinander trafen. Kunin, der ab der 5. Runde an der Spitze lag, sich jedoch nicht von seinen Konkurrenten absetzen konnte, hatte es in der letzten Begegnung mit dem Internationalen Meister Dr. Sebastian Scholz, dem formell leichtesten Gegner (nach der Elo betrachtet) aus der Runde, zu tun, während in den anderen Brettern die Großmeister und Schwergewichte Aleksandr Karpatchev und Leon Mons sowie der Internationale Meister Keymer und der Großmeister Danin aufeinandertrafen. Als jedoch im Großmeister-Duell frühzeitig nach einer Stunde Spielzeit und 17. Zügen bereits ein Remis vereinbart wurde; und Kunin seine Partie problemlos nach einem groben Fehler und Einsteller in besserer Position gewinnen konnte, fokussierte sich alles auf die Partie des deutschen Youngsters. Hätte hier Keymer gewonnen, so hätte dieser nach Feinwertung (Gegnerschnitt) hauchdünn den Sieg im Bamberg-Open davongetragen. Allerdings war es in dieser Partie der Großmeister mit den schwarzen Steinen, der das bessere Spielkonzept wählte und die Zügel in der Hand hielt. Als die Partie drohte in einer Stellungswiederholung zu enden, verständigten sich beide auf Remis. Damit stand Kunin als Sieger mit 6 Punkten fest. Zweiter wurde Mons, gefolgt von Keymer, die beide jeweils 5,5 Zähler aufwiesen. In der Gruppe B für Spieler mit einer Turnier-Wertungszahl bis 1900 gewann Silas Backhaus vom badischen Verein SK Sölden mit 6 Punkten, der lediglich zwei Remis gegen den Zweitplatzierten Mönius Alexander und den Dritten Sebastian Strätker, beide mit jeweils 5,5 Punkten, abgab. Beim Blitzturnier setzte sich der Großmeister Alexander Donchenko vom Verein DJK Aufwärts St. Josef Aachen nach Feinwertung vor Keymer durch. Beide erzielten fantastische Ergebnis von 10 Punkten aus 11 Partien. Den dritten Platz erzielte mit einem größeren Abstand Fidemeister Florian Wagner mit 7,5 Punkten Der Rating-Preis ging erhielt der indische Jugendliche Thrish Karthik aus Chennai (6 Punkte). Insgesamt nahmen 209 Spieler beim Bamberg-Open teil. Davon 125 in Gruppe A und 84 in Gruppe B. Viele reisten für das Turnier aus dem gesamten Bundesgebiet an, einzelne auch aus dem europäischen und außereuropäischen Ausland.