Die siebte Etappe – der Domberg

Zuvorderst sind die Partien der Spitzenbretter zu nennen, an denen mit den Großmeistern Kunin, Karpatchev, Mons und Danin sowie den Internationalen Meistern Keymer und Dr. Scholz noch sechs Spieler die Chance hatten, bei der Vergabe des Siegertitels beim Bamberg-Open ein Wort mitzusprechen. Während jedoch wider erwarten im Großmeister-Duell zwischen Karpatchev und Mons in einer Schottischen Partie bereits nach 17. Zügen und ungefähr einer Stunde Spielzeit bereits Schluss war und diese im Friedensschluss endete, fokussierte sich die Aufmerksamkeit auf die verbliebenen Begegnungen der Spitzengruppe. Bei diesen gelang es Großmeister Kunin als Erstem in seiner Partie gegen den Internationalen Meister Dr. Scholz, dem formell leichtesten Gegner (nach der Elo betrachtet) aus der Runde der Führenden, zunächst vorzulegen. Nach ungewöhnlichen weißem Stellungsaufbau (Se2-g3 mit Lg5) und langfristigem positionellem Geplänkel beiderseits, glückte Kunin in einer Königsindischen Partie mit dem Zug Springer schlägt b5 der taktische Einschlag, der die Stellung zu seinen Gunsten kippen ließ. Dr. Scholz verlor in dieser Situation, die weitere Kaskaden an Abtauschen nach sich zog, zunächst den Überblick und dann eine Figur, was dessen Niederlage bedeutete. Jetzt lag es ganz und gar bei dem Internationalen Meister Keymer, nachzulegen und den Turniersieg, der noch im Bereich des Möglichen war, sicherzustellen. Allerdings war es dessen Gegner Großmeister Danin, der als Schwarzer im Marocy-Aufbau der Sizilianischen Partie mit der Öffnung und Besetzung der a-Linie alle seine strategischen Ziele erreichte und sich als überaus zäher Gegner erwies. Zwar versuchte Keymer noch die Stellung durch kreatives Spiel kompliziert zu halten, und gewann auch in der Folge einen Bauern, jedoch wog die schwarze Initiative das materielle Übergewicht mehr als auf. Als die Partie drohte durch Stellungswiederholung im Remis zu enden, einigten sich beide auf ein leistungsgerechtes Unentschieden. Damit stand Großmeister Kunin als Sieger des Bamberg-Opens mit 6 Punkten fest, gefolgt von dem Großmeister Mons und dem Internationalen Meister Keymer, beide mit 5,5 Punkten. An den übrigen Brettern, die insbesondere bei der Frage der Preisränge noch von Bedeutung waren, sind nur zwei herauszuheben. Sehenswert endete unter anderem die Partie des Internationalen Meisters Vogel gegen die Überraschung des Turniers, den elf-jährigen indischen Jugendlichen Trish, die auch mit dem 2. Schönheitspreis des Turniers bedacht wurde. Stand Vogel aufgrund seines Raumvorteils an beiden Flügeln im Mittelspiel bereits besser, brachte erst sein positionelles Figurenopfer die endgültige Entscheidung. Trish fand hierfür nicht mehr die passenden Verteidigungszüge und musste dem Druckspiel Vogels geschlagen geben. Mit einem taktischen Einschlag besonderer Art endete die Partie des Großmeister Chatalbaseh gegen Großmeister Pähtz, bei der Letzterer aus den Wolken gefallen sein dürfte. Aus dem Nichts opferte Chatalbashev seine Dame gegen einen Läufer, was sein Gegenüber zur sofortigen Aufgabe zwang. Grund: Die günstig positionierten Springer garantierten per Gabel den Rückgewinn des geopferten Materials und stellten weitere Figuren in Aussicht – ein sehr eindrucksvolles, nicht alltägliches Beispiel zum Thema Springertaktik.